Traumziele für Aquarianer: Palau

Der Quallensee in Palau – 12.000 km Flugreise für ein paar Glibbertiere

Hätte ich keine Einladung vom mikronesischen Inselstaat für eine Naturdokumentation bekommen, wäre ich dort wohl nie hingekommen. Taucher aus aller Welt besuchen Palau, um dort den berühmten Tauchplatz „Blue Corner“ zu besuchen, einen Nautilus im Meer zu sehen oder auch Mandarinfische bei der Paarung zu beobachten. Aber ganz ehrlich: Das Marketing für Palau ist weit besser als die Tauchplätze. An der „Blue Corner“ zum Beispiel, hängt man sich als Taucher mit einem Haken an einem Stein fest und baumelt in einer wirklich heftigen Strömung an einer Riffkante, an der einige Riffhaie patrouillieren. Das war’s. Irgendwie hatte ich UNTER Wasser keinen richtigen Grund gefunden, warum ich jemandem empfehlen sollte, die 12.000 km lange Reise anzutreten.

Aber ÜBER Wasser ist Palau schlichtweg ein Traum! Die 500 kleinen Inselchen, die einmal ein Korallenriff waren, bevor sie aus dem Meer herausgehoben wurden, hauen einen um. Wenn wir uns ein kleines Südseeparadies basteln sollten, würde es wie Palau aussehen. Man kann Kajaks mieten, zwischen den Inseln herumfahren und das kristallklare Meerwasser genießen. Die Inselgruppe Palau mit über 500 Inseln und 17.000 Einwohnern gehört zu Mikronesien und liegt mitten im Pazifik zwischen Papua-Neuguinea und Japan, östlich der Philippinen.

Die echte Sensation auf der Insel Eil Malk

Versteckt im Dschungel liegt der Quallensee (Jellyfish Lake/Ongeim'l Tketau). Vor 12.000 Jahren flutete das Meerwasser diesen Bereich der Insel und im Verlauf der Zeit wurde der See vom Meer getrennt. Durch Regenwasser und einem Zufluss sank der Salzgehalt in der oberen Wasserschicht (Süßwasser ist leichter als Meerwasser) auf 19,6 bis 26 ‰. Die Wasserschichten durchmischen sich auch heute nicht und die Quallen vermehrten sich unglaublich auf etwa 1,5 Millionen Medusen. Gleichzeitig verloren sie ihre Fähigkeit zu nesseln und ernähren sich seit dem über endosymbiontische Algen (Zooxanthellen) in ihrem Gewebe. Sie meiden Schattenbereiche und das Ufer des Sees, denn dort leben eingeschleppte Quallen fressende Anemonen (Entacmaea medusivora).

Per Boot erreicht man von der Hauptstadt Koror die Insel Eil Malk in etwa 45 Minuten. Da die Fahrt zwischen den schönen Inseln hindurchführt, vergeht die Fahrzeit wie im Flug. Dann geht es zu Fuß durch den tropischen Regenwald der Insel zum See. Dort gibt es einen Steg, so dass wir als Schnorchler, Tauchen ist verboten, die Ufervegetation nicht zerstören. Bevor ich in das Wasser gehe, muss ich noch die Füße in einer Wanne desinfizieren, denn eingeschleppte Tiere stellen die größte Bedrohung für dieses bedrohte Paradies dar!

Eine Wand aus Quallen

Neugierig blicke ich vom Steg auf den etwa 400 m langen und 200 m breiten See, um die Quallen zu sehen. Aber ich kann nur einzelne Quallen im Flachwasser ausmachen. Wo sind die bloß alle – ich bin erstmal enttäuscht! Aber dann erinnere ich mich daran, dass die Quallen das Licht für die Photosynthese brauchen und klettere in das Wasser, um über den See zu den sonnendurchfluteten Bereichen zu schnorcheln. Und siehe da: Plötzlich sehe ich mich einer Wand aus Quallen gegenüber! Unglaublich – so viele Quallen habe ich nicht einmal in den „Quallenjahren“ in der Ostsee erlebt! Vorsichtig, denn wer weiß, ob das Internet mit nicht nesselnd Recht hat, berühre ich eine Qualle. Am Schirm kann man auch die Quallen mit dem stärksten Nesselgiften anfassen. Aber diese Süßwasserquallen dürfen wir auch an den Fangarmen anfassen, ohne dass Nesselgifte injiziert werden. Ich erinnere mich an einem Zwischenfall bei den Kanarischen Inseln, wo jemand ertrunken war, weil eine Portugiesische Galeere (extrem nesselnde Staatsquallenart), mit ihren über 1000 Nesselzellen pro Zentimeter ihrer meterlangen Tentakel so stark genesselt haben, dass der Schwimmer vor Krämpfen und glühenden Schmerzen ertrunken war. Aber mitten zwischen diesen harmlosen Sonnenanbetern, bin ich sicher. Ich genieße es, zwischen den Tausenden von Glibbertierchen hindurchzuschwimmen und tauche ab, um Fotos der Quallen gegen die Sonne zu schießen. Aus einigen Metern Tiefe sieht die ganze Sache noch eindrucksvoller aus! Ich komme mir vor wie das Raumschiff Enterprise zwischen Millionen von Planeten. Die 12.000 Kilometer Anreise haben sich gelohnt! So etwas wirkt absolut surreal und ist mit nichts auf unserem schönen Planeten zu vergleichen! Ich mache Fotos über Fotos, um die Atmosphäre einzufangen. Aber ganz ehrlich – ich schaffe es nicht. Sie sehen auf den Bildern einfach nur Quallen. Die Faszination des Moments zwischen diesen Tieren kann ich nicht wirklich vermitteln…

Die Fakten zu den Quallen von Palau

  • Mastigias papua, eine scyphozoe Quallenart
  • Bis zu 30 Millionen Quallen zeitweise im See, meistens aber nur 1,5 Millionen
  • Entstehung der Quallen begann vor 12.000 Jahren
  • Auch in anderen Seen Palaus und anderen pazifischen Inseln wurden eng verwandte Quallenarten gefunden. Sie unterscheiden sich jedoch morphologische, genetisch und vom Verhalten her.
  • Die im Ongeim'l Tketau vorkommende Unterart wurde als Mastigias cf. papua ssp. Etpisoni von Dawson in 2005 beschrieben.
  • Maximale Größe: 23 cm.
  • Morgens wandern die Medusen vom westlichen zum östlichen Teil des Sees.
  • Ab Nachmittags wandern sie wieder zurück.

Reisetipps

Idealerweise verbinden Sie einen Palau-Besuch mit einem Aufenthalt in Asien. Von Taiwan und den Philippinen gibt es Direktflüge nach Koror, der Hauptstadt von Palau (knapp 400,- €). Ab Deutschland sind Flüge ab rund 1000,- € mit China Airlines über Taiwan zu bekommen. Die ideale Reisezeit: November bis April wegen des Monsuns zwischen Mai und November. Hotels sind nicht so ganz günstig und beginnen bei rund 120,- € pro Nacht. Verpflegung und Essen gehen ist nicht preiswert. Einen kleinen Mietwagen gibt es für 50,- US$. Deutsche Bürger dürfen 30 Tage lang visafrei einreisen. Der Besuch des Quallensees ist nicht kostenfrei und es werden mit An- und Abreise sowie „Eintritt“ rund 100,- US$ fällig.

© 12.06.2022

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Heiko Blessin
Heiko Blessin
Dipl.-Biologe

Tauchen, Fotografie, Aquaristik, Haie, Motorrad

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