Der Japaner Takashi Amano begann etwa 1992 die Idee umzusetzen, eindrucksvolle Überwasserlandschaften wie z. B. eine Gebirgskette mit Wäldern und Wiesen, in eine Unterwasserlandschaft umzusetzen. Amano ist ein begnadeter Fotograf und sein erstes Buch mit wunderschönen Bildern solcher Aquarien nannte er >Pflanzenparadiese unter Wasser< mit dem Untertitel „Japanische Gärten im Aquarium“. Dies war die eigentliche Geburtsstunde des Aquascapings, das man mit „Wassergestaltung“ übersetzen könnte. Durch Amano animiert starteten Aquarianer damit, ihre Ideen und Eindrücke von Überwasserlandschaften für Aquarien umzusetzen. Es entstanden Aquarien, vor denen Menschen stehen blieben und „Wow“ sagten. Nun gab es immer mehr ähnliche Scapes mit Bergen und Wiesen (Iwagumi genannt) und es wurden neue Ideen gesucht. Das traditionelle Aquascaping begann sich aufzusplitten. Es gab Freunde reiner Pflanzenaquarien, die Unterwassergärten gestalteten (Plant-Scaping) und es gab nach wie vor Fans der Berge und Wiesen sowie anderer Überwasserlandschaften wie Tannenwälder oder Berghänge mit Kakteen, die liebevoll als Unterwasserlandschaft inszeniert wurden. Die ersten kritischen Stimmen meldeten sich zu Wort und merkten an, dass dies mit einer korrekten Fischhaltung nichts mehr zu tun habe, denn die Fische kreisten über der „Wiese“, wie Flugzeuge am Himmel. Versteckmöglichkeiten fehlten oft und es entstand die Idee der „Biotopaquaristik“. Biotop ist ein anderes Wort für Lebensraum und genau um die Kopie natürlicher Lebensräume unter Wasser geht es im Biotop-Scaping. Der interessierte Aquarianer sucht sich Informationen über sein bevorzugtes Biotop (z.B. Literatur, Internet) und beschafft sich die „Zutaten“ für seine Aquarieneinrichtung. Auch bei Fischen, Wirbellosen und Pflanzen wird darauf geachtet, dass diese im Originalbiotop auch wirklich zusammen vorkommen. Zuchtformen bei Fischen und Pflanzen entfallen, da sie nie natürlichen Ursprungs sind. Nun wäre es nicht schwierig, ein typisches tropisches Flussbiotop nachzubilden: Braunes Wasser, keine Pflanzen, Holz an den Seiten und feiner Bodengrund, auf dem viele Blätter liegen. Aber genau hier wird es interessant: Die Scaper versuchen, diese Komponenten attraktiv umzusetzen, was nicht immer einfach ist!
JBL hat das traditionelle Aquascaping in drei Gruppen unterteilt, da ein Vergleich dieser sehr unterschiedlichen Richtungen z. B. bei einem Wettbewerb eigentlich nicht möglich ist. Denn wie soll die Jury ein Biotopaquarium bewerten, das den steinhaltigen Tanganjikasee zeigt und in Konkurrenz zu einem schön bepflanzten Plant-Scape steht? JBL ist es erst einmal wichtig, dass JEDER Aquarianer durch die richtigen Produkte in die Lage versetzt wird, stark bepflanzte Aquarien langfristig erfolgreich zu pflegen und so zum ProScaper wird. Wenn Sie diesen ersten Schritt erfolgreich gemeistert haben, folgt die Stilrichtung, mit der Sie sich beschäftigen möchten: Soll es in Richtung Pflanzengärten gehen (Plant-Scape, früher oft holländisches Pflanzenaquarium genannt) oder das Kopieren von Überwasserlandschaften (Aquascaping)? Oder sind Sie ein Anhänger natürlicher Lebensräume? Dann wäre das Biotop-Scaping die perfekte Wahl. Auch hier kann man sicherlich unterscheiden: Das strenge Biotop-Aquarium mit Lebewesen und Dekoelementen, die es wirklich im Originalbiotop gibt, oder die etwas weiter gefasste Variante, bei der auch mal ein Stein oder eine Pflanze verwendet werden darf, die im Original-Lebensrum nicht zu finden ist.
Plant-Scaping
Eine phantasievolle Pflanzenzusammenstellung mit oder ohne Dekorationsmaterialien unter Wasser. Hierunter fällt auch die Form der holländischen Pflanzenaquarien.
Aqua-Scaping
Nachbildung einer Überwasserlandschaft im Aquarium, aber nun unter Wasser. Hier gibt es verschiedene Richtungen, z. B.: Iwagumi: Gebirgskette mit Wiesenlandschaft (Stichwort alpine Matten), Traditionell: Überwasserlandschaft (z. B. Wald mit Wegen) unter Wasser nachbilden oder Artscaping: Phantasiegestaltung einer Unterwasserwelt, auch von nicht existierenden Ideen, wie schwebende Welten (Avatar).
Biotop-Scaping
Nachbildung natürlicher Lebensräume. Hier existieren zwei Möglichkeiten: Streng nach Biotopdaten nur mit Tieren, Pflanzen und Dekoelementen, die im natürlichen Lebensraum zu finden sind. Oder: Biotopnachbildung einer Unterwasserlandschaft ohne auf die genaue Herkunft der verwendeten Pflanzen, Tiere oder Dekorationsmaterialien zu achten, sondern auf die funktionalen Abläufe in einem Biotop. Das Biotop-Scaping stellt hier sicherlich die höchsten Anforderungen, da die Lebensräume zwar naturnah – auch bei Extremlebensräumen, aber dennoch optisch ansprechend nachgebildet werden