Auch am vierten Tag starteten wir zeitig zum weit entfernten Tagesziel – dem sogenannten Dschungel Walk beim Water Lilly Camp.
Mit Schnellbooten traten wir eine zweistündige Fahrt auf dem Orinoco zum ca. 60 km entfernten Camp, das mit unserem Camp befreundet war, an. Angekommen, nutzten wir die Möglichkeit in klarerem, eigentlich dennoch trübem, Weißwasser die Gegend zu erkunden.
So entdeckten wir schnell verschieden gefärbte Rennschnecken der Gattung Neritina, die an den Mangroven unter und über Wasser zu finden waren. In der Uferzone bzw. in der Sumpfzone, die durch die Ebbe freigelegt worden war, fanden wir Winkerkrabben und andere kleinere Krabbenarten, die wir später anhand der Fotos bestimmen werden. Hierzu können Sie, in ca. 2 Monaten, den kompletten Expeditionsbericht mit Messdaten, Artenliste und vielen Bildern und Videos unter Expeditionen ansehen.
Unter Wasser waren einige Salmler zu finden, die wir auch an den Tagen zuvor gefunden hatten. Aber auch Südamerikanische Vielstachler (Polycentrus schomburgki) und einen Schilderwels (vermutlich Pterygoplichthys) konnten wir erstmals entdecken.
Während dessen bereiteten unsere Guides auf offenem Feuer das Mittagessen zu. Im Anschluss ging es für die Gruppe in den Dschungel. Hierzu zogen wir lange Kleidung und Gummistiefel an und bedeckten unsere Körper vollständig. Geführt vom Guide bekamen wir einem Eindruck vom dichten Dschungel mit einer bunten Vielfalt an Pflanzen. Der Boden war schlammig und wir sanken regelmäßig knietief ein. Ein interessanter, aber auch beschwerlicher Spaziergang. Unterwegs zeigte unser Guide, der mit seiner Machete den Weg frei machen musste, wie man aus Lianen Wasser trinkt, wie Palmenherzen schmecken, was der blutende Baum ist und wie Indios mit diesem kommunizieren, welche Pflanzen als natürliches Medikament genutzt werden (Antibiotika) und wie die Wasserversorgung über kleine Kokosnüsse Mitten im Dschungel möglich ist.
Zum Glück, aber zum Leid einer Teilnehmerin, fanden wir einen Skorpion auf ihrem T-Shirt, der ein beliebtes Fotomotiv darstellte.
In einem Baum konnten wir dann noch eine schwarz-gelbe Dornspinne entdecken und durften sogar die Bekanntschaft mit aggressiven Wespen machen.
Ohne fremde Hilfe ist die Orientierung und das Vorankommen im Dschungel nur sehr langsam bis kaum möglich. Aufgrund der Mittagssonne sahen wir leider nur wenige Tiere, da diese sich zum Schutz vor der Hitze zurückgezogen hatten.
Nach Abschluss des Walks gingen alle Teilnehmer zum Abkühlen und Schnorcheln erneut ins Wasser und hielten unter einem Seerosenhang erneut Ausschau nach weitere Fischarten.
Aufgrund der einbrechenden Dunkelheit, brachen wir zum Rückweg auf. Leider fiel ein Außenborder aus, sodass wir nur sehr langsam voran kamen. Der Treibstoff und das Öl hatten sich vermischt und machten den Außenborder unbrauchbar. Da Wasserhyazinthen in diesen Gebiet eine große Plage darstellten, wurden Blockaden errichtet, durch die die Boote nur schwer hindurch kamen. Die Felder waren wie ein dichtes Gebüsch mit festen Ästen, die vom Rotor zerschlagen und vom Bug zur Seite gedrückt wurden. Das ließ die Motoren schnell kaputt gehen. So hielten wir unterwegs an einem fremden Dorf am Wasser und riefen über das Satellitentelefon in unserem Camp an, um ein Hilfe - Boot zu ordern. Noch waren wir über 30 km vom Camp entfernt. Die Zeit nutzten wir dennoch und fuhren der Hilfe entgegen. Leider sorgte der fehlende Antrieb für weitere Probleme, sodass wir in einem großen Feld aus Wasserhyazinthen stecken blieben. Wir waren bereits 3 Stunden auf dem Wasser und es war dunkle Nacht geworden. Zum Glück kamen uns, eine knappe halbe Stunde später, die zwei Rettungsboote entgegen, die auch Probleme mit dem Feld hatten. Nachdem wir auf ein anderes Boot, mitten auf dem Orinoco, umgestiegen waren, zogen sich die Boote gegenseitig abwechselnd aus den Hyazinthen, sodass wir nach circa vier Stunden Rückreise endlich im Camp ankamen. Dort erwartete uns die Gruppe sehnsüchtig.
Ein echtes Abenteuer – das Dank der Kommunikation zum Camp gut ausging. Wir hatten uns schon auf eine Nacht auf dem Boot eingestellt.
Aufgrund der zahlreichen Nachfragen in den letzten Tagen, haben wir Ihnen eine weitere Galerie zusammengestellt, die das erste Camp mit Küche, Sanitäranlagen und Wohneinheiten zeigt. In der Feldküche bereitete der Koch heimische Fische und Geflügel zu. Auf dem Foto ist ein Tigerspatelwels zu sehen. Die Toiletten wurden mit Flusswasser gespeist und das Toilettenpapier (Ausnahme für uns) musste in Mülleimer geschmissen werden. Aus den Duschen kam ebenfalls Flusswasser. Die Hütten, die direkt auf dem Wasser standen, wurden mit bis zu fünf Personen geteilt und hatten einen fantastischen Blick auf den Orinoco.