Der Tag hätte anders beginnen sollen, denn heute stand die Weiterreise nach Canaima an. Aufgrund der lang anhaltenden Trockenzeit musste das Programm kurzfristig geändert werden, sodass wir einen weiteren Tag im Eco Camp Orinoco verbringen durften. Diese dazugewonnene Zeit konnten die Teams für neue Ziele nutzen, die gruppenintern abgestimmt wurden. Einige erkundeten weitere Seitenarme des nordwestlichen Orinoco-Deltas, andere besuchten ein großes Indianerdorf.
Gruppe 3 und 4 nutze die Zeit zur Erkundung weiterer Seitenarme des Orinocos. Wir wollten neue Fischarten finden. Bewaffnet mit einem selbst gebauten Senknetz, Keschern und Schnorcheln suchten wir die Umgebung ab. Das Wasser war trüb, aber ein wenig klarer als die Tage zuvor. Hier schien die Strömung wenig aufzuwirbeln. Die Guides und einige Teilnehmer nutzten die Zeit zum Angeln. So war das Mittagessen sicher. Auch wenn wir, aufgrund der Trübung, wenige Fische sahen, war die Natur beeindruckend. Nur wenige hundert Meter abseits vom Hauptstrom hatte sich die Natur stark verändert.
Am Nachmittag fuhren wir noch einmal zu der Farm, die wir bereits vor einigen Tagen besucht hatten. Wir erhielten den Tipp, dass die fast ausgetrockneten Wasserlöcher auf der anderen Seite der Farm, viele Fische führten. Mit dem Schleppnetz konnten wir binnen Sekunden zahlreiche Arten erwischen, die mit tausenden Kaulquappen im 29 °C warmen Tümpel schwammen - direkt neben dem schmalen Strom.
So kamen uns ein Kiemenschlitzaal (Synbranchidae), Messerfische (vermutlich Adontosternarchus spec.) und einige Vielstachler (Polycentridae) vor die Linse.
Zum Abschluss des Tages fuhren wir den Fluss noch weiter hinauf, wo wir schwarze und rote Piranhas fingen, die den Guides als Abendessen dienten. Ein Teil der Gruppe stieg ins Wasser und lies sich von der Strömung zur Farm zurücktreiben. Hier sammelten wir sie später wieder ein. Im Wasser war erhöhte Vorsicht geboten, da eine große Population Zitteraale dort heimisch war und die Trübung die Sicht erschwerte. Mit einem solchen „Stromschlag“ ist nicht zu spaßen.
Auf dem Rückweg trafen wir noch einige Indios. Wie auch in den letzten Tagen hielten wir sie, wann immer wir auf Einheimische in ihren Einbaumbooten trafen, an. So lernten wir viel über den Güterverkehr auf dem Wasser. Pacus, Piranhas, Raupen vom Baum des Lebens, Bananen, Vögel und vieles mehr konnten wir uns von den stolzen Indios zeigen lassen.
Abends im Camp packten wir unser Gepäck für die Rückreise, aßen gemeinsam und bekamen von einer örtlichen Musikschule, die eine weite Reise auf sich genommen hatte, nationale Musik geboten. Da wir am nächsten Morgen um 04:00 Uhr mit den Booten losfahren mussten, ging es abends früh zu Bett.
Das Leben am Orinoco wird durch die Sonne gesteuert, weshalb die Teilnehmer morgens früh aufwachten und abends nach Sonnenuntergang müde wurden – wir haben uns an die Natur angepasst.