Heute geht das zweite Team mit dem Boot raus und ich werde mit dem ersten Team mit Chris den Apnoe-Lehrgang beginnen. Chris hält mehr als 10 Weltrekorde und kann die Luft 7,5 Minuten anhalten. Da wäre ich schon tot. Er garantiert uns allen, dass jeder einzelne seine Luftanhaltezeit in diesem Lehrgang verdoppeln wird. Bis auf Colin aus Schottland, der bereits heimlich geübt hat und eine Zeit von über 4 Minuten vorlegt. Wie macht er das bloß?
Wir lernen Atemübungen, kurzes Einatmen und doppelt so langes Aussatmen. Dadurch sinkt der Herzschlag und wir werden ruhiger. Das hilft auch beim Einschlafen und ist besser als Schafe zu zählen. Ruhig sein ist der erste Schlüssel zum Freitauchen. Keine hektischen Bewegungen und richtiges Atmen – vor dem Abtauchen. Dann machen wir eine Bestandsaufnahme, wer wie lange die Luft ohne zu Üben anhalten kann. Unsere Zeiten liegen zwischen einer und zwei Minuten. Mein Chef, Roland Böhme, hatte bereits einen Kurs mitgemacht und startet mit drei Minuten. Durch Übungen und Erklärungen steigern wir alle unsere Zeiten.
Wahnsinn, wie wir unseren Kopf überlisten können, der uns suggeriert, dass wir zum Atmen auftauchen müssen. Alles Quatsch – wir haben immer noch Luft, wenn wir meinen keine mehr zu haben. Am Ende des heutigen Tages weiß ich, dass ich beim Gedanken „ich muss nach oben – ich habe keine Luft mehr“ keine Eile mehr habe und noch mindestens EINE Minute Zeit habe, bevor es wirklich eng wird. Mal sehen, wie dieser Kurs noch weitergeht. Nur Kiemen wären noch hilfreicher!
Abends gibt es einen 2-Std Vortrag von Erich Ritter zum Thema Körpersprache der Haie. Wir haben nun schon viele Haie gesehen, aber erst der Vortrag öffnet uns die Augen, worauf wir hätten achten sollen und wie wir mit den Tieren interagieren können. Wenn wir z. B. Blickkontakt zum Hai halten und uns beim Vorbeischwimmen des Hais langsam mitdrehen, wird auch er seine Schwimmbahn anpassen und mitdrehen. Drehen wir ihm den Rücken zu, wird er wesentlich dichter vorbeischwimmen, als beim Anschwimmen mit Blickkontakt. Ein senkrecht stellen einer Flosse zeigt an, in welche Richtung er abdrehen wird. Ein leicht geöffnetes Maul bedeutet „entspannter Hai“, während das geschlossene Maul auf einen gewissen Stress schließen lässt. Unglaublich: Niemand von uns hat auf diese Dinge geachtet und hat beim nächsten Tauchgang viel zu tun! Schade, dass Erichs Vorträge nur 2 h dauern…