Was geht im Filter vor? - Wie mit Mordfällen und Bakterien das Wasser klar wird

„Warum haben Sie ihn umgebracht?“, fragt der Richter. Der Angeklagte antwortet: „Aus Versehen – das habe ich nicht gewollt“, und bricht in Tränen aus. Für den Mord an Millionen Filterbakterien bekommt er keine Strafe. Der Aquarianer hat es nicht einmal bemerkt, dass er durch die gut gemeinte Salzzugabe Massenmord begangen hat und jetzt eine Welle von Problemen auf ihn zurollt.

KEINE SALZZUGABE

Begonnen hat die Mordserie eigentlich ganz harmlos: Seine Lebendgebärenden haben sich ein wenig gescheuert und der Zoohändler seines Vertrauens hat ihm empfohlen, etwas Salz zuzugeben, damit die Fische auf Grund der veränderten osmotischen Bedingungen abschleimen und eventuelle Parasiten loswerden. Dies funktioniert auch meistens recht ordentlich, zieht aber Probleme an ganz anderer Stelle nach sich: Die Wasserpflanzen mögen Salz so gar nicht und die Bakterien verabschieden sich zu Millionen in den Bakterienhimmel, wenn es ihn denn gibt. Denn leider ist es so, dass Bakterien eine Änderung des Salzgehaltes nicht überleben. Prof. Dr. Reinheimer, einer führenden Mikrobiologen der Welt, hatte Untersuchungen an Bakterien vorgenommen, die in der Elbe Richtung Mündung gespült werden und festgestellt, dass der zunehmende Salzgehalt nicht überlebt wird. Nur über Mutationen gibt es Anpassungen, die dann im höheren Salzgehalt weiterleben können. Wir Aquarianer sollten uns dies unbedingt zu Herzen nehmen und nach einer Salzzugabe auch neue Filterbakterien zugeben.

WASSERWECHSEL

Viele Aquarianer bekommen bereits Bauchschmerzen, wenn sie ihren regelmäßigen Teilwasserwechsel machen, weil sie mit dem abfließenden Wasser sicherlich auch die meisten ihrer nützlichen, schadstoffabbauenden Bakterien in der Kanalisation eine neue Heimat bescheren. Tatsächlich ist es aber so, dass im freien Aquarienwasser nur sehr wenige nützliche Bakterien herumirren. Pathogene (krankheitserregende) Bakterien wie die Maul- und Flossenfäule auslösenden Aeromonas- und Pseudomonas-Bakterien finden wir häufiger im Freiwasser, während hingegen schadstoffabbauende Bakterien wie Nitrobacter und Nitrosomonas und weitere Gattungen substratgebunden sind und somit einen Untergrund brauchen, um sich wohlzufühlen und gut zu arbeiten. Natürlich finden wir auf jedem Substrat innerhalb unseres Aquariums diese nützlichen Bakterien, aber geschätzte 90 Prozent davon leben im Filter. Je geeigneter das Filtermaterial, desto mehr Bakterien können dort siedeln und Eiweiße als auch Ammonium in unschädliches Nitrat abbauen.

GEEIGNETES FILTERMATERIAL

Aber was ist geeignetes Filtermaterial? Sagen wir es einmal so: Den Bakterien ist es vollkommen egal, auf welchem Untergrund sie sich festsetzen. Je mehr Oberfläche vorhanden ist, desto mehr Bakterien können dort leben. Schaumstoff ist oft die erste, weil auch preisgünstigste Wahl beim Filtermaterial. Es besteht jedoch der Nachteil, dass Schaumstoff im Laufe der Zeit so stark verschmutzt, dass er nicht mehr richtig ausgewaschen werden kann. Daher sollten auch Schaumstoffe von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden. Alternativ wäre eine Reinigung mit 30prozentigem Wasserstoffperoxid über 24 Stunden mit anschließendem gründlichem Ausspülen möglich. Aber wer möchte sich das schon antun, zumal Wasserstoffperoxid nicht ungefährlich in der Handhabung ist? Neben Schwämmen gibt es eine Vielzahl von Filtermaterialien, die auf Keramik oder Sinterglasbasis hergestellt werden und neben einer extrem großen Oberfläche auch auswaschbar sind. Je mehr Poren, desto besser (wegen der größeren Oberfläche) ist das Filtermaterial. Es hat sich hier jedoch auch gezeigt, dass es Grenzen gibt: Zu viele kleine Poren und Kanäle setzen sich innerhalb kürzester Zeit zu und sind damit für die in Biofilmen siedelnden Bakterien nicht mehr verfügbar. Auch der oft ausgelobte Nitratabbau im Filtermaterial findet nicht so einfach statt, wie oft beworben wird. Nitrat wird eben nicht nur dort abgebaut, wo die Bakterien aus Sauerstoffmangel den Sauerstoff aus dem Nitrat herausknacken, sondern hauptsächlich dort, wo neben fehlendem Sauerstoff auch noch Kohlenstoff als Futter zur Verfügung steht. Nur wirklich speziell auf Nitratabbau ausgerichtetes Filtermaterial wie zum Beispiel „ JBL BioNitratEX “ funktioniert langfristig und zuverlässig. Denn normale Innen- und Außenfilter sind wegen des hohen Wasserdurchflusses meist durch und durch aerob (sauerstoffreich) und die Bakterien sehen sich bei Sauerstoffanwesenheit nicht veranlasst, Nitrat abzubauen, sondern machen das Gegenteil: Sie verarbeiten Stickstoffverbindungen zu Nitrat.

SCHLAMMABBAU

Und dann gibt es da noch die heterotrophen Bakterien, die das frühzeitige Verstopfen eines Filters verringern können. Anders als die Ammonium und Nitrit abbauenden Kollegen bevorzugen sie grobe organische Substanz (u.a. Eiweiße), die zur ersten Abbaustufe Ammonium umgesetzt werden. Diese Bakterien werden Teichbesitzern als „Schlammabbau“ angeboten. Aber auch für Aquarien sind sie inzwischen im Angebot. Nebenbei: Kaufen Sie Filter bitte nicht wie Autos nach dem Motto „Je schneller und leistungsstärker, desto besser“, denn es ist genau umgekehrt. Fließt das Wasser zu schnell, verringert sich die Abbauleistung. Haben Sie zwei Filter mit gleicher Pumpenleistung zur Auswahl, wählen Sie bitte den mit dem größeren Filtervolumen.

FILTERMATERIAL AUSWASCHEN

Apropos Filtermaterial auswaschen: Über Jahrzehnte hielt sich die Meinung, dass man biologisch laufende Filter (welche sind das nicht?) bloß nicht zu oft reinigen sollte, da sie ja sonst eben nicht mehr richtig biologisch laufen würden. Nun sind sich alle Fachleute jedoch einig, dass Filter neben ihren nützlichen Funktionen auch Bakterienschleudern seien und leider auch eine Brutkammer für pathogene Bakterien darstellen. Eine regelmäßige Reinigung senkt die Keimzahl und damit den Infektionsdruck im Aquarium. Das Resümee: Filtervolumen geht vor Pumpenleistung, poröses Filtermaterial ist Schwämmen vorzuziehen, lieber öfter als zu selten reinigen und nach Salzzugabe (wenn es denn sein muss) Filter mit Bakterienstarter neu starten. Die Effektivität Ihres Filters können Sie leicht überprüfen: Ein Nitrit- und ein Ammoniumtest sollten immer Null anzeigen. Dann machen Sie alles richtig!

© 12.12.2021

Mehr zum Thema für Sie

Das 19.000 km3-Aquarium

Lebendgebärende Zahnkarpfen wie Guppy, Schwerträger und Segelkärpflinge zählen zu den beliebtesten Aquarienfischen überhaupt. In Mittelamerika (Belize, Mexiko, Costa Rica) bestehen die besten Chancen, diese Fischarten zu sehen. JBL nimmt Sie mit auf die Reise!

Weiter lesen
Heiko Blessin
Heiko Blessin
Dipl.-Biologe

Tauchen, Fotografie, Aquaristik, Haie, Motorrad

Kommentare

Cookies, eine kurze Info, dann geht’s weiter

Auch die JBL Homepage nutzt mehrere Arten von Cookies, um Ihnen die volle Funktionalität und viele Services bieten zu können: Technische und funktionale Cookies benötigen wir zwingend, damit bei Ihrem Besuch dieser Homepage alles gelingt. Zusätzlich setzen wir Cookies für das Marketing ein. So ist sichergestellt, dass wir Sie bei einem erneuten Besuch auf unserer umfangreichen Seite wiedererkennen, den Erfolg unserer Kampagnen messen können, sowie anhand der Personalisierungs-Cookies Sie individuell und direkt, angepasst an Ihre Bedürfnisse, ansprechen können – auch außerhalb unserer Homepage. Sie können jederzeit – auch zu einem späteren Zeitpunkt – festlegen, welche Cookies Sie zulassen und welche nicht (mehr dazu unter „Einstellungen ändern“).

Auch die JBL Homepage nutzt mehrere Arten von Cookies, um Ihnen die volle Funktionalität und viele Services bieten zu können: Technische und funktionale Cookies benötigen wir zwingend, damit bei Ihrem Besuch dieser Homepage alles gelingt. Zusätzlich setzen wir Cookies für das Marketing ein. Sie können jederzeit – auch zu einem späteren Zeitpunkt – festlegen, welche Cookies Sie zulassen und welche nicht (mehr dazu unter „Einstellungen ändern“).

In unserer Datenschutzerklärung erfahren Sie, wie wir personenbezogene Daten verarbeiten und für welche Zwecke wir die Datenverarbeitung einsetzen. erfahren Sie, wie wir personenbezogene Daten verarbeiten und für welche Zwecke wir die Datenverarbeitung einsetzen. Bitte bestätigen Sie mit „Zur Kenntnis genommen“ die Nutzung aller Cookies– und schon geht‘s weiter.

Sind Sie über 16 Jahre alt? Dann bestätigen Sie mit „Zur Kenntnis genommen“ die Nutzung aller Cookies– und schon geht‘s weiter.

Wählen Sie Ihre Cookie-Einstellungen

PUSH-Nachrichten von JBL

Was sind eigentlich PUSH Nachrichten? Als Teil des W3C-Standards definieren Web-Benachrichtigungen eine API für Endbenutzer-Benachrichtigungen, die über den Browser Benachrichtigungen an die Desktop- und / oder Mobilgeräte der Nutzer gesendet werden. Auf den Endgeräten erscheinen Benachrichtigungen, wie sie der Endnutzer von auf dem Gerät installierten Apps kennt (bspw. E-Mails). Auf den Endgeräten erscheinen Benachrichtigungen, wie sie der Endnutzer von auf dem Gerät installierten Apps kennt (bspw. E-Mails).

Diese Benachrichtigungen ermöglichen es einem Webseitenbetreiber seine Nutzer so lange zu kontaktieren, wie seine Nutzer einen Browser offen haben - ungeachtet dessen, ob der Nutzer gerade die Webseite besucht oder nicht.

Um Web-Push-Benachrichtigungen senden zu können, braucht man nur eine Website mit einem installierten Web-Push-Code. Damit können auch Marken ohne Apps viele Vorteile von Push-Benachrichtigungen nutzen (personalisierte Echtzeit-Kommunikationen genau im richtigen Moment.)

Web-Benachrichtigungen sind Teil des W3C-Standards und definieren eine API für Endbenutzer-Benachrichtigungen. Eine Benachrichtigung ermöglicht es, den Benutzer außerhalb des Kontexts einer Webseite über ein Ereignis, wie beispielsweise über eine neuen Blog Beitrag, zu benachrichtigen.

Diesen Service stellt die JBL GmbH & Co. KG kostenlos zur Verfügung, welcher genauso einfach aktiviert, wie deaktiviert werden kann.