Bewegende Geschichten aus dem Leben der Teichbakterien

Da man uns nicht sieht, sind wir leider auch für die meisten Teichbesitzer vollkommen uninteressant. Wir, dass sind eine große Gemeinschaft von Bakterien, die im Teich leben und dafür sorgen, dass er auch richtig funktioniert. Wichtig werden wir meistens erst, wenn etwas schief läuft. Aber wir sind selbstbewusst und nehmen es unserem Teichmeister nicht krumm.

Wir sind eigentlich recht anspruchslos und können überall leben: Im Bodengrund, auf Steinen und Holz, aber vor allem im Filter. Denn dort bekommen wir meistens einen speziellen Wohnraum, der besonders vielen von uns Platz bietet. Oft leben mehr von uns im Filter als im eigentlichen Teich. Beim Wohnraum sind wir nicht wählerisch: Verschiedenste Kunststoffe, Keramiken und Sinterglasmaterialien werden uns angeboten. Lustig ist, dass viele Hersteller dieser Materialien von kleinen Kanälen darin reden, in denen wir besonders effektiv arbeiten sollen. Leider scheinen sie nicht zu wissen, dass schon nach kurzer Zeit Biofilme diese Poren und Kanäle verschließen, so dass wir weder rein noch raus kommen. Ein zu feines Filtermaterial macht also keinen Sinn.

Es ist eigentlich viel wichtiger, dass dieses Filtermaterial so konzipiert ist, dass es sich selbst reinigen kann, da wir recht egoistisch sind. Wir wachsen einfach auf vorhandenen Kollegen und bilden immer dickere Schichten. Die untersten sterben ab und der ganze Bakterienrasen platzt ab. Ist das Filtermaterial nun zu fein, bleiben die Rasen hängen und verstopfen den Filter. Nur bei gröberem Material wird alles weggewaschen und bietet für neue Kollegen Platz.

Wir freuen uns auch über vorgefiltertes Wasser, denn Teichwasser mit hohem mechanischem Schmutzanteil überfordert uns. Wird der grobe Schmutz erst einmal herausgeholt, können wir besser arbeiten. Dann sind wir problemlos in der Lage, anfallende Stickstoffverbindungen wie Ammonium (NH4) und Nitrit (NO2) zu ungiftigem Nitrat (NO3) weiterzuverarbeiten. Diese Arbeit machen wir unaufgefordert und gerne, aber nur wenn genügend Sauerstoff vorhanden ist. Und genau das ist oft ein Problem! Daher darf das Wasser nicht zu langsam durch den Filter fließen und bei größeren Filtern ist sogar eine Durchlüftung sinnvoll. Je mehr Sauerstoff zur Verfügung steht, desto besser arbeiten wir. Wenn wir schon ohne Pausen arbeiten, sollten wenigstens unsere Arbeitsbedingungen optimal sein! Manche unserer Meister sind Energiesparer und schalten den Filter nachts ab. Tolle Idee! Wie sollen wir denn da die Nacht überleben? Ohne Sauerstoff müssen wir unseren Stoffwechsel umstellen oder sterben ab. Die Brühe mit unseren toten Kollegen wird dann morgens beim Anstellen des Filters wieder in den Teich gespült. Blöder geht es nicht!

Wo wir schon mal beim Massenmord sind: Manche Teichbesitzer kommen auf die Idee, dass Salz gut für den Teich sein soll. Lassen wir es mal dahin gestellt sein, ob es wirklich hilft, aber Fakt ist: Wir Bakterien kommen mit diesem plötzlichen Salzgehaltsanstieg überhaupt nicht klar und werden kollektiv ins Jenseits befördert. Und es dauert verdammt lange, bis sich wieder eine stabile Bakterienkolonie gebildet hat!

Wir vermehren uns nämlich etwas eigenartig. Wir sind immer nur so viele, wie Nahrung für uns vorhanden ist (also Stickstoffe wie Eiweiß, Ammonium, Nitrit und Nitrat). Wenn nun aber plötzlich die Wasserbelastung ansteigt, reagieren wir nicht sofort, sondern mit Verzögerung. Aber durch diese langsame Anlaufphase (lag-Phase) können die giftigen Stickstoffe in Bereiche ansteigen, die für die Fische sehr gefährlich werden können. Und wenn wir dann endlich loslegen, vermehren wir uns exponentiell, also sehr schnell. Auch hier ist es wieder wichtig, die richtigen Arbeitsbedingungen für uns zu schaffen. Sauerstoff ist für uns essentiell.

Aber nicht für alle! Einige von uns sind richtig vielseitig: Wenn Sauerstoff vorhanden ist, bauen sie Eiweiße über Ammonium und Nitrit zu Nitrat ab. Sinkt jedoch der Sauerstoffgehalt, wie es z. B. im dicken Bodengrund oder in sehr langsam laufenden Filtern der Fall sein kann, schalten sie ihren Stoffwechsel um und holen sich den fehlenden Sauerstoff aus dem Nitrat (NO3). Im Nitrat sind drei Sauerstoffatome an einem Stickstoffatom gebunden. Wir Bakterien knacken uns dann Sauerstoff für Sauerstoff aus dem Nitratmolekül heraus. Es entsteht zwar kurzzeitig giftiges Nitrit (NO2), das aber schnell zu unschädlichem Stickstoffgas (N2) weiterverarbeitet wird. Erst als Stickstoffgas verlässt der Stickstoff das Wasser. Nitrat ist zwar harmlos für Fische und stellt einen Nährstoff für Pflanzen dar, bildet aber auch zusammen mit Phosphaten die Nahrungsgrundlage für Algen.

Manche Teichbesitzer schließen UV-C Wasserklärer VOR den Teichfilter. Das ist okay, solange wir uns bereits im Teichfilter angesiedelt haben, denn die UV-C Strahlung ist für uns Bakterien tödlich. Wenn der Filter aber neu oder komplett gereinigt wurde, wird ein vorgeschalteter UV-C Wasserklärer eine bakterielle Besiedelung verhindern. Da macht es Sinn, den UV-C Wasserklärer für einen Monat HINTER und erst dann VOR den Filter zu schalten.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch Kollegen, wir nennen sie die Heterotrophen, von mir vorstellen, die etwas ganz Besonderes können: Sie können organische Materie wie Blätter und absterbende Algen im Filter und am Teichboden zu Ammonium und Ammoniak umsetzen. Ohne unsere Heterotrophen können wir gar nicht arbeiten, da wir mit dem weiteren Abbau erst bei Ammonium starten können. Unsere heterotrophen Kollegen werden aber leider oft am Arbeiten gehindert - ganz besonders am Teichboden! Denn sie brauchen besonders viel Sauerstoff zum Arbeiten, der genau dort fehlt. Und je mehr sie arbeiten, desto geringer wird der Sauerstoffgehalt. Einige Teichbesitzer sind schlau und geben ihrem Teich heterotrophe Bakterien und als zweite Komponente Aktivsauerstoff zu. Beides gemeinsam funktioniert dann auch und der Teichschlamm kann abgebaut werden. Bei uns im Filter tritt dieses Problem nicht so stark auf, da das durchfließende Wasser meist genügend Sauerstoff liefert.

Ein seltenes Problem ist Arbeitslosigkeit. Zum Glück, denn wenn wir nichts zu tun haben, sterben wir. Es überleben nur so viele, wie noch Arbeit, sprich Nahrung in Form von Eiweißen, Ammonium, Nitrit und Nitrat, vorhanden ist. Steigt das Arbeitsaufkommen, vermehren wir uns wieder stärker, aber mit dem Verzögerungseffekt, den ich anfangs erklärt habe.

Wir Bakterien sind eigentlich ein genügsames Volk. Die meisten (aerobe Nitrifizierer) benötigen nur viel frische Luft (Sauerstoff) und einige arbeiten nur dann, wenn Sauerstoff fehlt (anaerobe Denitrifizierer). In neuen Teichen und in gereinigten Filtern sollten Teichbesitzer unbedingt ein paar Millionen von uns zugeben, denn wir brauchen sonst zu lange, um uns zu vermehren. Kaum einer von uns schwimmt frei im Wasser umher. Das sind dann eher abtrünnige Kollegen, die Krankheiten auslösen können. Wir Arbeiter brauchen immer einen festen Untergrund (Substrat) auf dem wir leben können. Frei schwimmen mögen wir nicht besonders!

© 25.02.2022
Heiko Blessin
Heiko Blessin
Dipl.-Biologe

Tauchen, Fotografie, Aquaristik, Haie, Motorrad

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