Neon sind keine Schwarmfische – Flaggenbuntbarsche dagegen schon!

Neon sind keine Schwarmfische – Flaggenbuntbarsche dagegen schon!

Zu diesem Schluss kamen die 34 Expeditionsmitglieder der JBL Expedition Kolumbien Anfang Februar. Die Aussage ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber die Beobachtungen unter Wasser in den Schwarzwasserflüssen Kolumbiens ließen diesen Schluss wirklich zu. Die gefundenen Roten Neon wurden ausschließlich in Biotopen beobachtet, die eine sehr geringe Wassertiefe von 10- 30 cm aufwiesen oder in kleinen Bächen, deren Maximaltiefe 70 cm betrug. Aber auch dort bevorzugten die Roten Neon den Bereich eng am Wurzelgeflecht des Ufers mit max. 40 cm Tiefe. Erstaunlich war aber, dass man auf ein Foto nur 3-5 Fische bekam! Der „dichte“ Neonschwarm aus dem Aquarium war eine Wunschvorstellung! Das gleiche galt auch für Schmucksalmler. Beide Arten schwammen eher zu Zweit oder zu Dritt herum.

Nun ist es so, dass sich viele Fischarten erst bei Gefahr zu Schwärmen zusammenfinden. Würden also größere Raubfische im Anmarsch sein, müssten die Roten Neon zum Schwarm zusammenschwimmen, um dem Räuber einen gezielten Angriff zu erschweren. Im Gegensatz zum Schmucksalmler und Roten Neon zeigten Rotkopfsalmler und einige nicht bestimmbare Salmlerarten ein deutliches Schwarmverhalten – am gleichen Ort!

Sehr interessant war auch die Beobachtung von Flaggenbuntbarschen. Sie schwammen in „Schwärmen“ von etwa 20-30 Tieren herum. Und es waren keine Jungtiere, die sich oft als Gruppen zusammenfinden. Ausgewachsene Flaggenbuntbarsche in wunderschöner Färbung blieben als Gruppe (Schwarm möchte ich sie nicht nennen) zusammen. Hier schien es aber eine Rangordnung zu geben. In dem Fall wäre es kein Schwarm, sondern eine soziale Gruppe, deren Mitglieder sich kennen. Unterwasserbeobachtungen in den Lebensräumen unserer Fische sind und bleibend spannend!

Begegnungen mit den berühmten Altum-Skalaren

Ich habe schon so einige Fische in ihren Lebensräumen beobachten dürfen, aber Altum Skalare sind natürlich etwas Besonderes! Nun ist es nicht so, dass man in Flüssen, in denen die Altum leben einfach nur ins Wasser springen muss und schon sieht man die Altum in allen Größen und allen Mengen. Wir Aquarianer wissen schon mal, dass Skalare allgemein sich gerne zwischen Ästen aufhalten. Das freie Wasser meiden sie eher. Also suchen wir in einen Schwarzwasserfluss, wie z. B. dem Rio Atabapo in Kolumbien, nach einem Uferbereich, an dem viele umgestürzte Bäume oder Äste im Wasser liegen. Dort sollten sie sich ja aufhalten. Aber wie sieht es mit der Strömung aus? Meiden Skalare nicht Strömung? Der Atabapo und einige andere Flüsse belehrten uns eines Besseren. In deutlicher Strömung schwammen die Altum zwischen den Ästen herum. Es ist ein unglaublicher Anblick, wenn man 6-10 große Altum als Gruppe unter Wasser erleben darf. Sie sehen wirklich majestätisch aus und ihre Körperform ist so anders, als jeder andere Fisch, der im gleichen Biotop herumschwimmt. Oft sind dies Flaggenbuntbarsche, Augenfleckbuntbarsche und Cichla. Aber Altum sind scheu. Ich brauchte eine halbe Stunde, bis die Tiere mich so dicht an sie heranließen, dass ich sogar Portraitfotos mit einem Makroobjektiv (100 mm) schießen konnte. Man muss sehr ruhig im Wasser liegen und sich möglichst gar nicht bewegen. Dann kommen sie irgendwann neugierig zur Kamera, um zu beäugen, was denn dieses neue Objekt in ihrem Territorium sei. Schon das Prüfen des Fotos auf dem Display mit einer Kopfbewegung ist schon zuviel. Schwupp sind sie wieder auf Distanz oder ganz verschwunden. Bei den neuen spiegellosen Kameras (ich nutze die Canon EOS R) kann man es so einstellen, dass das aufgenommene Foto im Sucher kurz eingeblendet wird. So kann man vollkommen ruhig verharren, ein Foto machen, das Bild im Sucher kurz betrachten und evtl. Korrekturen an der Kamera vornehmen, ohne sich deutlich zu bewegen. Das ist wirklich von Vorteil und machte Bilder möglich, die ich vorher noch nie hinbekommen hatte. Wenn die Altum erstmal entspannt sind, kann man sie sogar beim Fressen beobachten. Sie jagen keine Fische, sie fressen keine Garnelen – sie picken nur die ganze Zeit an den Ästen herum. Aber was sie da wirklich Fressbares finden? Keine Ahnung! Ich brachte es nicht über das Herz einen gefangenen Altum aufzuschneiden um nachzusehen…

Wassertesten – auch bei trübem oder kaffeebraunem Wasser

Wir sind beim Wasser testen im Aquarium daran gewöhnt, dass unser Wasser grundsätzlich recht klar ist. Es kann mal einen leichten Gelbstich durch sich anreichernde Gelbstoff im Wasser bekommen oder etwas bräunlich durch Huminstoffe sein, wenn wir mit Catappa-Blättern oder Holz im Aquariumn arbeiten. Aber funktionieren dann die Wassertests noch, die ja einen Farbvergleich mit einer Farbkarte erfordern?

Auf unseren JBL Expeditionen haben wir diese Situation fast täglich, denn die meisten natürlichen Gewässer sind durch Huminstoffe leicht bis stark bräunlich eingefärbt. Daher wird dieser Wassertyp auch Schwarzwasser genannt. Das Wasser ist aber tatsächlich nur braun – und dennoch kristallklar! Das wird gerne verwechselt. Weißwasser, wie der Amazonas, kommt aus den Anden und führt viele Mineralien mit sich. Die Folge ist ein recht undurchsichtiges Weißliches Wasser, in dem Schnorcheln vollkommen überflüssig ist.

Bei Wassertests ist es dann sehr hilfreich, dass JBL ein so genanntes Komparatorsystem verwendet. Dabei wird die Orginal-Wasserprobe über das Farbfeld der Farbkarte gestellt. Die darunter liegende Farbe wird dann optisch beeinflusst. Stellt euch vor, dass ihr etwas Coca Cola in eure Wasserprobe schüttet und die Probe dann auf ein Farbfeld stellt. Da aber nun auch die Wasserprobe mit den Indikatortropfen und einer sich ergebenden Färbung über ein weißes Feld gestellt wird, wurden beide Proben identisch farblich verändert und der abgelesene Werte ist korrekt! So werden Wassereigenfärbungen bei JBL Wassertests durch das Komparatorsystem berücksichtigt und führen zu einem korrekten Ergebnis!

Bei richtig weichem Wasser zeigen alle pH-Tests und pH-Elektroden nur Mist an!

Ein wirklich unlösbares Problem für Aquarianer und für uns auf den JBL Forschungsexpeditionen ist das Messen des pH-Wertes eines Wassers, dessen Karbonathärte nicht messbar ist, also um Null herum liegt. Und leider ist genau dies in etwa 80 % aller tropischen Gewässer der Fall! Sie weisen oft auch keine messbare Gesamthärte auf. Somit gibt es in solchem Wasser kein Kalzium, kein Magnesium und keine Karbonate bzw. Hydrogenkarbonate. Wenn dennoch eine Leitfähigkeit messbar ist, kommt sie durch andere Metalle wie Kalium oder Natrium sowie den Partnern Sulfate oder anderen Stoffen zu Stande. Und dieses Fehlen der Karbonathärte führt dazu, dass alle pH-Tests sowie normale pH-Elektroden nicht korrekt anzeigen! Sobald auch nur Spuren einer KH messbar sind (0,5 °dKH), zeigen die pH-Tests wieder korrekt an. Wer beim JBL PROAQUATEST KH die doppelte Wassermenge nimmt (10 statt 5 ml), erhält das Ergebnis in 0,5er Schritten. Wenn also beim ersten Tropfen und 10 ml Wasserprobe noch kein Farbumschlag erfolgt, aber beim zweiten tropfen, hat eine KH von 0,5 ermittelt.

Eine einzige Lösung gibt es, aber die ist teuer: Es werden spezielle Weichwasser-pH Elektroden angeboten, die auch bei KH 0 korrekt anzeigen. Für den Normalaquarianer wird sich das kaum rechnen aber wer hat in seinem Aquarium schon KH 0?

Welche Voraussetzungen braucht man eigentlich als Teilnehmer einer JBL Expedition?

Das ist eine wirklich oft gestellte Frage! Beginnen wir damit, was du nicht sein musst: Du musst kein Biologe sein, du brauchst keinen Tauchschein, auch wenn er auf der JBL Expedition Südsee 2023 hilfreich wäre, du musst keine lebenden Maden essen und du darfst auch etwas Angst vor Spinnen oder Schlangen haben. Damit haben wir schon mal 90 % der Interessenten beruhigt.

Wir teilen das gesamte Team immer in kleine Gruppen von 6-12 Personen. So sind die Gruppen überschaubar, man verliert sich nicht so leicht aus den Augen und an kleineren Biotopen ist es extrem förderlich, wenn nur wenige Personen gleichzeitig in das Wasser steigen. Die kleinen Gruppen lernen sich schnell untereinander gut kennen und es werden sehr oft echte Freundschaften gebildet. Wer nicht so der Teamplayer ist, kann aber auch alleine durch den Regenwald rennen. Das ist kein Problem. Als Teilnehmer solltest du mit wenig Komfort auskommen. Nur in den Städten wohnen wir in Hotels, manchmal mit, oft aber auch ohne Klimaanlage. Im Dschungel und an den Flüssen sind die Unterkünfte dann wesentlich „rustikaler“, aber immerhin mit einem Dach gegen Regen. Entweder gibt es Hängematten oder es sind „Innenzelte“ unter einem Dach aufgebaut, die gegen lästige Moskitos schützen, aber einen Luftzug zulassen. Bei über 30 °C ist man über jeden Windhauch froh! Weder in die Hängematte, noch in die Zelte, kommen mehrbeinige Mitbewohner herein. Die Angst vor nächtlichen Begegnungen mit individuellen Angstmachern ist somit fast ausgeschlossen. Thema Essen: Ich gebe zu, dass ich auf jeder Expedition rund 4 kg abnehme. Aber erstens ist das in meinem Fall sehr positiv zu bewerten und zweitens nicht der Qualität des Essens geschuldet! Es ist nun mal so, dass man fast den ganzen Tag auf den Beinen ist und der Kalorienverbrauch bei rund 4000 kcal liegt. Die übersichtlichen, aber schmackhaften, Essensportionen führen weniger Kalorien zu – und schon nimmt man ab! Wir haben oft sogar die Möglichkeit, im Vorweg Veganer oder Vegetarier anzumelden.

Toiletten sind eigentlich in den Camps immer vorhanden – sie sehen nur etwas anders aus. Und man muss oft aus einem Wassereimer selbst spülen. Der echte Vorteil: Zu Hause lernt man die Toilette neu schätzen!

Wirklich wichtig ist es, dass man gerne 24 h in der Natur verbringt. Wir fahren meistens per Boot oder Jeep zu einem Biotop und bleiben dort einen halben oder auch einen ganzen Tag. Es stehen einige Forschungsaufgaben an (Wasser testen, Temperaturen, Luxwerte, UV. Luftfeuchte messen und protokollieren), aber man auch viel Zeit für die eigenen Interessen. Der eine rennt herum und fotografiert Vögel, der andere ist mit Fangnetz und Fotoaquarium vollauf beschäftigt und ich verbringe viel Zeit beim Schnorcheln, um die Fische unter Wasser zu finden, zu beobachten und mit der Kamera zu fotografieren und zu filmen. Zum Essen kommen alle zusammen und jeder berichtet, was er Besonderes erlebt hat. Es entstehen viele hilfreiche Tipps: Da vorne sind Altum Skalare zwischen den Ästen im Wassser und da vorne auf dem Sand sind Süßwasserrochen.

Der Tag endet oft mit dem Sonnenuntergang gegen 18:00 Uhr. Dann gibt es ein Abendessen und viele sind müde. Einige sitzen noch etwas zusammen und andere gehen mit der Taschenlampe im Dunkeln Tiere suchen. Auch Schnorcheln ist an einigen Standorten nachts möglich. Aber nichts ist vorgegeben und jeder kann seinen persönlichen Interessen nachgehen.

© 22.06.2022
Heiko Blessin
Heiko Blessin
Dipl.-Biologe

Tauchen, Fotografie, Aquaristik, Haie, Motorrad

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