Der Amazonas – trübe Brühe oder wirklich ein Traumziel?

Obwohl er sicherlich unter uns Aquarianern der bekannteste Fluss ist, trennt er bei Besuchern des wasserreichsten Flusses der Welt die Eindrücke in zwei Lager: Die Einen waren voller Faszination, während die Anderen vollkommen enttäuscht zurückkehrten!

Woran liegt es?

In Amazonien leben über 400 Säugetierarten, rund 1300 Vogelarten und über 3000 Fischarten. Die meisten Besucher der Region sind an Zoos gewöhnt, wo links der Jaguar und rechts die Anakonda zu sehen ist. Beide Tiere werden sie aber bei einem 14-tägigen Besuch Amazoniens mit Sicherheit nicht zu sehen bekommen! Stattdessen fahren sie mit einem Boot den Fluss herauf oder herunter und sehen 12 Stunden am Tag grüne Pflanzenwände, an denen sie vorbeifahren. Mit Glück erspähen sie fliegende Papageien oder ein Schwein beim Trinken. Da ist Frust vorprogrammiert! Wir Aquarianer und Terrarienfreunde sind da etwas anders gepolt. Sobald das Boot stoppt, sind wir im Wasser und halten nach Fischen Ausschau. Während die Touristen das Wasser wegen der Piranhas meiden, wie der Teufel das Weihwasser, freuen wir uns über jeden einzelnen Piranha, den wir entdecken. Krabbelt irgendwo eine Vogelspinne oder eine Schlange zücken wir den Fotoapparat, während die Touristen neue Rekorde im Weglaufen aufstellen. Wir sind einfach etwas speziell. Aber genau deswegen lohnt sich für uns ein Besuch in Amazonien! 

Die Eigenschaften des Amazonas

Ein echtes Manko ist jedoch die Sichtweite im Amazonas selbst. Im Gegensatz zum Schwarzwasser führenden Rio Negro, besitzt der Amazonas Weißwasser, da er in den Anden entspringt und Mineralien mitführt. Die Mineralien geben seinem Wasser 2 ° Karbonathärte und etwa 1 ° Gesamthärte bei pH-Werten um 6,5. Dieses Weißwasser ist zum Schnorcheln und Fische beobachten leider wirklich ungeeignet. Die Sichtweite beträgt maximal 50 cm. Das Schwarzwasser des Rio Negro, der bei Manaus auf den von Brasilianern Solimoes genannten Amazonasabschnitt trifft, eignet sich viel besser und bietet trotz der Kaffeefarbe viel bessere Unterwassersicht. In Novo Airao, etwa einen Bootstag nordöstlich von Manaus, werden die berühmten Flussdelfine von den Indios angefüttert und haben so die Scheu vor den Menschen verloren. Es war ein unglaubliches Erlebnis, mit den frei lebenden Delfinen im Wasser zu schnorcheln. Obwohl ihre Augen stark rückgebildet sind, können sie dennoch sehr gezielt Fische aus der Hand über der Wasseroberfläche entgegennehmen! Das Wasser des Rio Negro, aus dem die meisten unserer Roten Neon stammen, ist schon sehr speziell: Es besitzt weder Gesamt- noch Karbonathärte und einen pH-Wert von 4,5-5,0! Bei Manaus vereinigen sich der Rio Negro und der Solimoes zum Amazonas. Die Unterschiede der beiden Wassertypen reichen aus, dass sie sich über eine Länge von 15 km nicht miteinander vermischen und eine deutlich sichtbare Trennlinie an der Wasseroberfläche zeigen. 

Die 1,8 Millionen Stadt Manaus, etwa so groß wie Hamburg, ist meistens Ausgangspunkt der touristischen Amazonas-Reisen. Man lebt ab dort auf einem typischen „Amazonasboot“ und fährt den Rio Negro herauf oder auf dem Solimoes herum. Diese Art Reisen sind für uns Aquarianer nicht wirklich geeignet. Wir sollten lieber eine Gruppe bilden, ein Boot exklusiv chartern und dem Skipper sagen, was wir wollen. Dann fährt er uns zu den Überflutungsgebieten mit Roten Neon, zu klaren Nebenflüssen, den Amazonasdelfinen und den Riesenseerosen Victoria amazonica. Wir können dann ins Wasser springen, wo immer wir wollen und unseren Interessen nachgehen. Die Seerosenblätter der Victoria amazonica sind zum Beispiel von unten sehr stachelig, damit sie von pflanzenfressenden Fischen wie den Pacus nicht angefressen werden. Das Thema Moskitos ist auch recht spannend: In Gebieten der Weißwasserflüsse sind sie mörderisch und fallen in Schwärmen über einen her. In Schwarzwasserregionen ist es wesentlich angenehmer und man kann sogar in der Dämmerung an Deck sitzen und den Sonnenuntergang genießen, ohne dass die Blutsauger einen zerstechen! Das Schwarzwasser ist so lebensfeindlich, dass dort nicht einmal Moskitolarven überleben. Wir haben ein feines Planktonnetz EINE Stunde während der Bootsfahrt im Wasser mitgezogen und hatten genau ZWEI kleine Planktonkrebse (Copepoden) darin!!!

Geeignete Anlaufstellen für Aquarianer

Die lohnenswerten Ziele für uns Aquarianer sind die kleinen Nebenflüsse vom Amazonas oder auch Rio Negro. Dort finden wir wenige Trübstoffe und etwas flussaufwärts oft relativ klares Wasser. Dann lohnt sich auch das Schnorcheln, auch wenn wir nicht erwarten dürfen, Wasser in Schwimmbadqualität anzutreffen. Ein Aha-Erlebnis ist immer wieder das Wasser Testen: Wir finden die gleichen Fischarten in Flüssen, die gar nicht so weit voneinander entfernt liegen, aber die dennoch sehr unterschiedliche Wasserwerte aufweisen! Dabei steht in unseren Büchern und im Internet oft: Lebt in sauren und weichen Gewässern. So etwas muss man selbst erlebt haben…

Gefahren im Amazonas

Die größte Gefahr geht sicherlich von uns selbst aus. Wir können uns verlaufen, unter Wasser am Holz hängen bleiben und weit ab der Zivilisation schwer erkranken. Wenn wir aber unseren Freunden vom Schnorcheln im Amazonas erzählen, kommen alle Schauermärchen zu Tage, vom Piranha, über die Anakonda bis zu den Krokodilen! Kurze Info dazu: Piranhas lassen uns in Ruhe, aber ich weiß nicht, ob sie bei einer blutenden Verletzung zudringlich werden würden. Das bliebe auszuprobieren. Bei Haien hat Menschenblut keinerlei Anziehungskraft! Eine Anakonda anzutreffen ist nicht Pech, sondern wäre ein absoluter Glücksfall! Man kann sie in Ruhe beobachten und sie ist friedlich, solange man sie nicht festhält. Krokodile: In Amazonien gibt es unter den dort lebenden Kaimanarten nur eine, den Mohren- oder Schwarzen Kaiman, der dem Menschen gefährlich werden kann. Daher wurde er auch systematisch verfolgt und fast ausgerottet. Alle anderen Kaiman-Arten sind vollkommen harmlos und wir können friedlich zusammen mit ihnen im Wasser schwimmen.

Reisetipps

Buchen Sie eher eine Rio Negro „Kreuzfahrt“ als eine reine Amazonastour. Davon haben Sie deutlich mehr! Die beste Reisezeit für die Region um Manaus ist Juli-November mit den geringsten Niederschlägen, aber auch den höchsten Temperaturen. Direkt nach der Regenzeit ab Mai sind die Wasserstände der Flüsse z. T. 8 m über Normal und die Skipper haben Schwierigkeiten, dem Flusslauf zu folgen, da nur noch die Baumspitzen herausschauen. Dadurch verliert man viel wertvolle Zeit. Manaus ist ideal als Basis für die Amazonasregion und auch ein- zwei Tage für den Besuch des berühmten Opernhauses und des Fischmarktes wert. Wer den Rio Negro nicht hinauf UND hinunterfahren möchte, kann von Manaus nach Barcelos stromaufwärts fliegen und sich eine Bootsstrecke sparen. Es gibt einige Impfempfehlungen der Tropeninstitute, die auch ernst genommen werden sollten. Manchmal werden Touristen OHNE Nachweis einer Gelbfieberimpfung nicht in das Land gelassen. Und VORSICHT bei der Ausreise: Nehmen Sie keinerlei organisches Material mit!!! Die IBAMA (Umweltbehörde) darf Touristen schon hart bestrafen, wenn sie aufgesammelte Blätter mitnehmen möchten. Fische, Wirbellose und Pflanzen sind absolutes NO-GO! Langstreckenflüge nach Manaus laufen fast immer über eine größere brasilianische Stadt wie Sao Paulo oder Rio de Janeiro. Die Preise lagen vor der Corona-Krise deutlich unter 900,- €. 

Infos zu den Ergebnissen und viele Fotos finden Sie hier: Expedition Brasilien

© 31.08.2022
Heiko Blessin
Heiko Blessin
Dipl.-Biologe

Tauchen, Fotografie, Aquaristik, Haie, Motorrad

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