Wie sehen Bodengründe in den Biotopen wirklich aus?

Diese Geschichte endet etwas unerwartet und begann mit der Frage vom Chefredakteur der aquaristik, ob ich ihm ein paar Unterwasserbilder von den Böden verschiedener Gewässer senden könnte. Schwarzer Boden, heller Boden und Kies – so wie wir es aus den Aquarien kennen. Beim Durchsehen meines Archivs stellte ich dann überrascht fest, dass fast alle Boden, von Südamerika bis Australien, aus hellem Sand bestanden! Nur ein Bild aus Vietnam zeigte Kies – immerhin.

Das war interessant und wirklich unerwartet. Bisher hatte ich zu wenig Augenmerk auf die herrschenden Bodenarten bei Biotopbeobachtungen gelegt.

Schwarzer Bodengrund: Den finden wir auf diesem Planeten wirklich nur dort, wo halbwegs frische (erdgeschichtlich betrachtet) Lava aufgetreten war, denn Lava wird mit der Zeit heller und wirkt dann eher braun als schwarz. Aber selbst bei Inseln vulkanischen Ursprungs, wie z. B. Galapagos, waren die endlosen Sandstrände hell. Teneriffa ist ein bekanntes Gegenbeispiel: Hier finden wir tiefschwarze Strände. Wenn ein Strand nicht schwarz ist, wurde er künstlich aufgeschüttet! Aber von Teneriffa stammt kein einziger unserer Zierfische

Kies: Der Begriff Kies ist eine Definitionsfrage. Wann ist es noch Sand und ab wann ist es Kies? Geowissenschaftler definieren alles unterhalb von 2 mm Korngröße als Sand – alles darüber bis 63 mm (!) ist dann Kies. Kies finden wir tatsächlich recht selten in natürlichen Biotopen. In Fließgewässern, egal ob jetzt Südostasien oder an den Rändern der Anden in Südamerika, wird der feine und leichte Sand einfach weiter gespült und der schwere Kies bleibt liegen. Dort, wo die Strömung dann irgendwann abnimmt, finden wir den Sand wieder.

Sand: Heller Sand ist zu (von mir geschätzt) 99 % der Bodengrund, der in den aquaristisch relevanten Lebensräumen dieser Welt zu finden ist. Sehr oft ohne Pflanzenwuchs, aber manchmal, wie im südlichen Pantanal Brasiliens, mit unglaublich starkem und schönen Pflanzenwuchs. Den Pflanzenwurzeln ist es scheinbar egal, ob sie nun Kies oder Sand vorfinden.

Andere Bodengründe: In vielen Biotopen ist der eigentliche Bodengrund gar nicht zu sehen! Er wird von anderen Substanzen oder Objekten zugemüllt oder neutraler ausgedrückt: Überdeckt.

Rote Neon sind zum Beispiel sehr oft über einer Schicht aus abgefallenen Blättern von Bäumen zu finden. Über reinem Sandboden, den es oft einige Meter weiter im gleichen Biotop gibt, halten sie sich freiwillig nicht auf. Einige Welsarten (meist räuberische) leben in genau dieser Blätterschicht und sind erst zu sehen, wenn man sie aufscheucht. Über jedem anderen Bodengrund würden sie auffallen wie ein Weihnachtsbaum.

Im Tanganjikasee sind große Teile des eigentlichen Bodengrundes ebenfalls nicht zu sehen. Leere Schneckengehäuse bedecken den gesamten Boden. Wie ein solcher Schneckenfriedhof zustande gekommen ist, entzieht sich meinem Wissen. Andere Bereiche des Bodens sind mit kleinen Steinen, dicht an dicht bedeckt, und bieten so kleinen Arten und dem Nachwuchs gute Versteckmöglichkeiten.

In vielen tropischen Flüssen, und zwar genau dort, wo schöne Unterwasserpflanzen zu finden sind, bedeckt eine bis zu 20 cm starke Schlammschicht den eigentlichen Boden, der auch wiederum aus Schlamm/Sand besteht, aber wesentlich fester ist, als die obere Schicht.

Wer nun also meint, in seinem Biotopaquarium zu Hause diesen schlammigen Bodengrund nachbilden zu wollen, wird wenig Spaß daran haben. Wir haben zu Hause, anders als in der Natur, wenig Wasservolumen und würden so immer einen immensen Nährstoffüberschuss durch Schlamm oder andere organische Materie besitzen. Und so etwas führt meist zu Algenproblemen – mal abgesehen davon, dass es auch optisch eher wie eine Klärgrube aussehen würde. Trotzdem wollen wir unseren Pflanzen mit dem Boden Halt geben und idealerweise auch mit Nährstoffen im Wurzelbereich versorgen.

Die Hersteller aquaristischer Produkte haben daher oft eine große Auswahl an Bodengründen im Sortiment. Bei JBL gibt es z. B. einen Bodengrund (der beliebteste im gesamten Bodengrundsortiment) mit dem Namen JBL Manado / JBL Manado DARK (indonesische Insel), der mit seiner braunen oder schwarzen Farbe zwar so in der Natur selten vorkommt, aber als Naturbodengrund ideal für eine Wurzelbildung der Pflanzen sorgt. Natürlich hat JBL auch verschiedene Sandsorten im Programm ( JBL Sansibar RIVER , JBL Sansibar SNOW , JBL Sansibar WHITE , JBL Sansibar GREY , JBL Sansibar ORANGE , JBL Sansibar RED , JBL Sansibar DARK ). Die Farbe ist reine Geschmackssache – den Fischen ist es egal. Aber die Körnung wird wichtig, wenn es um den Einsatz von einer Bodenheizung ( JBL PROTEMP b III ) kommt. Bodenheizungen sorgen durch das aufsteigende Wasser am erwärmten Kabel für eine Wasserzirkulation im Boden, da das kältere Wasser von oben nachströmt und so die Pflanzenwurzeln mit Nährstoffen anspült. Bei zu feinem Sand ist aber keine Wasserzirkulation im Boden möglich! Daher sollte eine Bodenheizung nie mit einem Sand eingesetzt werden, der weniger 0,6 mm Körnung aufweist.

Mehr zum Thema Bodengründe erfährst du hier:  Bodengrund

© 19.02.2023
Heiko Blessin
Heiko Blessin
Dipl.-Biologe

Tauchen, Fotografie, Aquaristik, Haie, Motorrad

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