Costa Rica, zweiter Aufenthalt
Nach der Rückkehr vom Nicaraguasee besuchten wir den wohl entlegensten Nationalpark Costa Ricas: Das Cano Negro Refugium.
Der Fluss der Krokodile
Im Cano Negro Nationalpark, nur eine Fahrstunde südlich des Nicaraguasees und damit der entlegenste Nationalpark Costa Ricas, bestehen sehr gute Chancen, Krokodilkaimane zu beobachten. Auch hier wurde wieder ein Boot als Fortbewegungsmittel gewählt. Nach etwa einer halben Stunde stellten wir fest, dass wir nur 15 waren. Es fehlte natürlich wieder unser Vogelfreund Klaus, dessen ornithologische Begeisterung seine Wege weit weg von der Ablegestelle unseres Bootes geführt hatte. Umkehren war nicht möglich und so suchten wir weiter nach den Panzerechsen. In Mittelamerika leben drei Krokodilarten: Das Spitzkrokodil (Crocodylus acutus), das Beulenkrokodil (C. moreletii) und der Brillenkaiman (Caiman crocodilus). Eine querverlaufende Leiste vor den Augen zeigen eindeutig, dass die Tiere, die wir vor uns hatten, Brillenkaimane waren. Heiko wollte nun unbedingt testen, wie Brillenkaimane auf die Annäherung des Menschen reagieren. Ganz langsam, ohne das Tier zu erschrecken, ließ er sich vom Boot ins Wasser gleiten und schwamm an der Oberfläche des schlammig braunen Wassers dem Kaiman entgegen. Als er nur noch 50 cm vom Kopf des Tieres entfernt war, tauchte der Kaiman wie in Zeitlupe unter. Seine Rückenhöcker verhinderten, dass man an der Oberfläche ausmachen konnte, wo genau er untergetaucht war. Sie verhindert Strömungswirbel sehr wirkungsvoll. Heiko versuchte unter Wasser Sichtkontakt herzustellen, bei der trüben Suppe jedoch vergeblich. Die Reaktion des Kaimans bestätigt die Literaturangaben: Nur der Schwarze Kaiman (Melanosuchus niger) greift nachweislich Menschen an. Die anderen Arten sind für Menschen ungefährlich.
Am Ufer sahen wir neben vielen Vogelarten (Klaus wäre entzückt gewesen, wenn er am Ufer auf uns gewartet hätte) einige Schmuckschildkröten (Trachemys scripta) beim Sonnen. Ihre Eiablagezeit fällt in die Trockenzeit (Dez. - Mai), in der die Weibchen bis zu 25 Eier an sonnenexponierten Standorten in 15 cm Tiefe eingraben.
Überlebensstrategien im Nebelwald
Die letzten zwei Übernachtungen in Costa Rica verbrachten wir in der Heliconias Lodge beim Vulkan Tenorio. Hier wollten wir endlich die berühmten Hängebrücken im Regenwald erleben und etwas über das Ökosystem Regenwald erfahren. Ein einheimischer Biologe führte uns direkt von der Lodge aus in den umliegenden Dschungel und erklärte uns die Überlebensstrategien der Pflanzen. Strategie Nr. 1: Ein Baum versucht mit Hilfe von Freunden (anderen Pflanzen) ans Licht zu gelangen. Denn der Kampf im Regenwald dreht sich immer um Licht, Wasser und Nährstoffe. Strategie Nr. 2: Ohne Freunde: Der Baum besitzt eine glatte Rinde, die er zudem im unteren Teil regelmäßig abschält, um ein Festsetzen anderer Pflanzen zu verhindern und wächst alleine und schnell dem Licht entgegen. Strategie Nr. 3: Nutze deine Freunde: Epiphyten wachsen auf anderen Pflanzen statt auf dem Boden. Strategie Nr. 4: Wachse oben und strecke deine Wurzeln lang nach unten. Berühmtestes Beispiel sind sicherlich die Lianen. Strategie Nr. 5: Wachse schneller als andere, dafür innen hohl, das spart Zeit. Strategie Nr. 6: Ranke dich um eine andere Pflanze nach oben. Für jede Strategie sahen wir unzählige Beispiele und man begann, den Regenwald mit anderen Augen zu sehen. Alles hat seinen Grund im Dschungel: Eine Farbe, eine Form, Löcher in den Blättern usw. Durch dieses Wissen wird eine Wanderung im Wald zu einer Entdeckungstour, auch wenn leider nur wenige Tiere zu sehen waren. Nur eine nachtaktive giftige Palmenviper (Bothriechis schlegelii) konnten wir finden. Durch diese Art sterben mehrere Menschen pro Jahr in Costa Rica. Unser Führer warnte uns: Wer gebissen wird, muss innerhalb von 3 Stunden einen Arzt aufsuchen. Aber der nächste Arzt ist 4 Stunden entfernt!
Costa Rica – Umschlagplatz der Haifischflossen für asiatische Küchen
Durch unsere Zusammenarbeit mit der Hai-Schutzorganisation SharkProject in Deutschland (www.sharkproject.com), stellte deren Leiter Gerhard Wegner den Kontakt zum Aktivisten Randall Arauz in Costa Rica her, der uns eine Stunde lang Informationen zum Haischutz vor Ort gab. Randall hatte sogar schon die Möglichkeit der schwedischen Königin und auch dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama zum Thema Haischutz vorzutragen. Randall hat uns so mitreißend erzählt, dass wir am liebsten sofort mit ihm in seine Zentrale gefahren wären, um seine Organisation (www.pretoma.org) zu unterstützen. Randall hatte zum Beispiel die phänomenale Idee, dass die Fischer das Gesetz zur Anlandung ganzer Fische (inkl. Flossen) auch bei Haien beachten müssen. Dann wäre das Abschneiden der Flossen beim lebenden Hai („Finning“) nicht mehr möglich und der ganze (wertlose) Hai müsste angelandet werden, bevor ihm die Flossen abgeschnitten würden. Dies koste aber zuviel Platz und wäre nicht mehr lukrativ. Randall war einfach nur Klasse!